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Ich bin was Besonderes, denn ich habe viele Geschwister. Jedes Mal wenn ich jemand neues kennenlerne und die Geschwisterfrage gestellt wird, sehe ich große Augen und einen offenen Mund des Gegenübers.
Ich habe 3 Schwestern, und wir liegen vom Alter her ziemlich dicht beieinander. Für mich hört sich diese Zahl nicht viel an, es fühlt sich nicht so wie eine Geschwisterbande an. Könnte ich mir noch weitere Geschwister herzaubern, würde ich das sofort tun. Nicht weil mir meine nicht genug geben, denn sie geben mir alles. Vielleicht genau deshalb.

Bei teerschwarzen Momenten fällt man nie tief, denn sie sind so was wie ein Auffangbecken. Sie lassen einen nie im Nebel umherwandern, auch wenn man festhängt oder schwimmt zwischen dieser Welt und einer anderen. Egal, was einem passiert, auf sie kann man bauen und die Hände werden mit einem Tuch zu einem Dreieck geformt – schön rechtwinklig geübt -, das so stark nirgendwo zu kaufen gibt. Sie pushen damit, fangen auf, bremsen einen aus, umhüllen dich. Und schnell entsteht wieder ein Trapez – nicht rechtwinklig, sondern immer in Bewegung.

Nun gibt es viele Menschen, die nicht bruder- oder schwesterlos sind, doch haben nicht alle so ein inniges Verhältnis wie wir es haben. Natürlich streiten wir auch und wenn wir streiten, dann kracht es so richtig, da man den Liebesentzug nicht aushalten kann. Liebe macht verletzlich und sprengt unsere eigenen Grenzen. Und wenn man leidet, müssen die Geschwister mitleiden. Geschwister können besser in dich hineinblicken als Sigmund Freud es je hätte schaffen können. Es gibt nichts, was sie nicht wissen oder erahnen könnten. Sie kennen dein wahres Ich, dein Ich-Ich!!! Ob ich keine Geheimnisse vor meinen Geschwistern habe? Nein – eigentlich nicht. Uns verbindet ein Urvertrauen. Ich weiß nicht, wer ich wäre, ohne meine Schwestern. Schon von klein auf habe ich gelernt, mich zu öffnen, alle Emotionen mit ihnen zu teilen. Es ist ein wahres Geschenk und ich freue mich schon auf unsere letzten Lebensjahre, wenn wir im Garten sitzen (vermutlich in Kathis), auf bequemen Schaukelstühlen (vermutlich selbstgebaut) – draußen schmeckt es nach Heimat, Zufriedenheit und Geborgenheit – , und vom verblassten, doch farbigen Gestern erzählen, aber auch vom bunten Hier und Jetzt, denn irgendwie ist bei jedem immer was los. Und das ist schön.